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Mail Art



Eduard ließ sich sein Rasierwasser jedes Jahr aus Paris schicken. 

Unter dem Weihnachtsbaum marschierten selbst geschnitzte Soldaten

und Eisblumen prangten an den Fenstern. Im Sommer gab es Kohl,

Petersilie und Wuzeln für Mathildes gute Suppe. Frisch gestärkte Wäsche

 flatterte  hinter dem Haus und im Altweibersommer wartete der Gugelhupf

unter der Linde mit Kakao und Kaffee aus dem Kolonialwarenladen.

Den Kolonialwarenladen gibt es nicht mehr, - so wie alles andere. 

 Kakao, kohl und Petersilie kann man jetzt überall kaufen. 

Im Supermarkt

oder im Internet.

Bei Amazon, billig und frei Haus.

Rund um die Uhr. 

Geliefert wird per Post. 

Planbar und verlässlich. 


Nur die Linde, - die ist im Lieferumfang leider nicht enthalten…



     

                                                                                             

Die deutsche Debattenkultur ist tot und das nicht erst seit Corona. Sie lag schon vorher im Sterben. Die moralische Keule hat sie zum Erliegen gebracht (Querdenker, Reichsbürger, Umstürzler). Eine harmlose Illustration bebildert das Potential eines Flächenbrandes mit der Zündung aus Ohnmacht und Bevormundung, die den Bürgern in Zeiten von voran gegangenen Ausnahmezuständen auferlegt wurde.

Wer die Grundrechte mal so eben oder dauerhaft außer Gefecht setzt, verletzt die Immunität der Demokratie und hätte sich verantworten müssen, zur Not auch nachträglich. Dies ist nicht geschehen. Stattdessen wird mittels (medialer) Polarisierung oder ganz direkt weiter an den Stellschrauben eines Regelwerkes gedreht, welches sich über Kriege und Jahrzehnte mühsam etabliert hat. Dies senkt die Hemmungen derer, die es zurückerobern wollen. Die sozialen Netzwerke laufen auf Hochtouren und leisten dieser Aufladung gerade einen enormen Vorschub, denn: Auch der Bauer arbeitet nicht mehr ohne Handy.

Helfen würde ein diffusionsoffener Journalismus und ein Dialog, der die Bauern – demnächst vermutlich in Folge Handwerker, Unternehmer, Pfleger, - nicht dorthin treibt, wo sie vielleicht gar nicht hinwollen: An den rechten Rand – welcher sie schon mit offenen Armen erwartet. Die Debatte wieder salonfähig zu machen und die Vernunft an Bord zu holen, könnte explosives Material in ein Feuer ummünzen, das alle wärmt und länger hält als eine Legislaturperiode. Runde Tische gäbe es dafür genug.

Dafür müsste man allerdings aufhören zu diskreditieren, - in diesem Fall nicht die anderen, sondern das deutsche Volk selbst. Niemand geht auf die Straße, solange die Verhältnisse erträglich sind (abgesehen von den wirklich vermögenden Agrarriesen). Den Menschen allerdings zu empfehlen, Kuchen zu essen, wenn kein Brot vorhanden ist, - hat sich schon einmal gerächt. Die Bauern vertragen in dieser Hinsicht keinen Zynismus. Sie stecken schon genug im Dreck.

Die Menschen leben in verschiedenen Wirklichkeiten, innen wie außen, und Wahrnehmung ist kein Vorzugsrecht von Verschwörungstheoretikern. Multiple Dimensionen, virtual reality, die Quantentheorie. Kein aufgeklärter Zeitgenosse kommt daran vorbei. Jeder fühlt und denkt anders in seiner eigenen Realität. Politische Integration würde daher einem Wahrnehmungsrassismus die Schranken weisen, der sich gerade aus arroganten Kreisen jenseits von Hautfarbe, Herkunft oder Religion über dem (dummen) Bauern abzuregnen droht, der uns letztlich aber alle versorgt.

Jedoch, Nachrichten sind Nachrichten und keine Garanten der absoluten Wirklichkeit. Dieser Anspruch wäre übermenschlich. Letztlich bewegen wir uns alle in Näherungswerten. Vermessen und niederschmetternd ist nur die Deutungshoheit oder der moralisierende Anspruch, der sich mittels öffentlicher Berichterstattung über die Fakten ergießt, ob nun während einer Bauerndemo, bei dem „Entern“ einer Fähre oder in dem Framing der Proteste.
 
Journalismus ist bei aller Detailtreue genauso wenig Wahrheit wie Literatur Fiktion bedeuten muss. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen. Zwischen den Zeilen einer Nachricht, eines Buchdeckels, eines Filmes, - denn sie ist subjektiv.
 
Man sollte sie nur niemandem ausreden…
 




                                                       

                                                                                                                                                                                                                                     

 


Bekenntnisse einer Suchenden

                                                                             

Als ich vor genau sieben Jahren aus den rauchenden Trümmern meiner zusammengebrochenen Existenz in das noch übrig gebliebene Kellergeschoss übersiedelte, stand ich nach kurzer Zeit vor einer ebenso weitreichenden wie folgenschwere Entdeckung: 

PLUTONIUM!


ES stand in einer dunklen Ecke zwischen Einmachgläsern und Kartoffelsäcken und stierte mich aus einem Fass mit gelb-schwarzen Augen unverwandt an.

"Das gehört mir nicht!" - war mein erster Gedanke,

"damit will ich nichts zu tun haben!" - mein zweiter,

und: "Darum soll sich gefälligst ein anderer kümmern!"

Verstört griff ich zum Telefon, um die unerfreuliche Angelegenheit dem hiesigen Ordnungsamt zu melden, als ich plötzlich feststellen musste, dass es gar kein Telefon mehr gab. Wie alles andere, was einmal mein Eigen war, lag es unter einem Haufen Steine, der mein gutbürgerlichen Lebens samt und sonders unter sich begraben hatte.

"Sei's drum!", dachte ich mir, "wer weiß, in was für Unannehmlichkeiten mich das gebracht hätte: Unterlassene Aufsichtspflicht im eigenen Keller! - verflixt! Wie konnte mir das nur passieren...?"

Übellaunig setzte ich mich auf einen zertrümmerten Balken und öffnete ein Glas Einmachgurken. 

Saure Gurken 1976 stand auf dem völlig vergilbten Zettel, dessen Ränder sich schon leicht nach oben wölbten und das große "W" von Weckglas preisgaben. 

"Am Ende unterstellt man mir noch krumme Dinger, wenn ich das melde, - ich meine, wer bunkert schon ein Fass Plutonium im Keller, das seit Generationen stoisch übersehen wird?" Zuckersaure Brühe rann mir durch die Kehle, während ich missmutig an einer Gurke lutschte, die meine Großmutter offensichtlich schon vor Jahrzehnten in diesen Zustand gepresst hatte, vor lauter Angst, es könnte mal wieder eine Flucht ins Haus stehen. Vorsichtig kratzte ich an der Oberfläche des schwarz-gelben Fasses,

nicht aus Neugierde, sondern weil mir sowieso schon alles egal war, als unter der rußigen Oberfläche plötzlich einige gestanzte Buchstaben zu ertasten waren: OPPENHEIMER 1 9 4 5.

"Die Bombe!" schoss es durch mein Gehirn - "und das in meinem Keller! Was für eine Vergangenheit verfolgte mich denn hier in der Tiefe meines Hauses?" Entschlossen krempelte ich meine Ärmel hoch. "Nicht mit mir. Wer sagt denn, dass ich dafür ganz allein verantwortlich bin? Hab ich nicht schon genug damit zu tun, meine zerbröselte Fassade wieder auf Vordermann zu bringen?  - ich kipp das Zeug einfach über den Zaun zum Nachbarn in den Garten, - soll der sich doch damit herumschlagen!"

Hastig stopfte ich die angefressene Gurke zurück ins Glas, um mich ans Werk zu machen, als es mir plötzlich dämmerte: "Aber der ist so blöd und kippt es mir unbesehen zurück, dann kann ich nicht nur meine Fassade, sondern gleich das ganze Grundstück mit entsorgen. 1945, - Krieg, Flucht und Vertreibung, - sowas hat eine lange Halbwertszeit."

"Allerdings, jetzt steht das Ding schon so lange in meinem Keller, dass es auf ein paar Jahre mehr oder weniger auch nicht mehr drauf ankommt."

Abwesend tätschelte ich den staubigen Deckel, um nachzudenken, als Rost und Metallsplitter fast geräuschlos zu Boden zu rieselten. Meine Gelassenheit verpuffte wie das ersterbende Zischen einer Signalrakete auf hoher See. 

 "Au weia, jetzt wird`s ernst!" Und ich schluckte verzweifelt...


Es hatte also alles keinen Zweck. Je länger ich mich zwischen Kartoffeln, Einmachgurken und einem Fass befand, das sich von Stund zu Stunde in ein Pulverfass zu verwandeln drohte, um so klarer wurde mir die Notwendigkeit endlich einmal gründlich aufzuräumen und mein Erbe einer längst überfälligen Inspektion zu unterziehen. Denn, - dass das Fass an mir kleben bleiben würde, war mir mittlerweile klar, doch wer wusste schon, was sich über die Jahrzehnte sonst noch so alles auf meinem Grundstück angesammelt hatte?

Und in der Tat, nach genauerem Durchforsten des Gartens entdeckte ich beim Exhumieren meines Komposts eine Frauenleiche, - man stelle sich vor: Eine Frauenleiche!, - die ich genauso übersehen hatte, wie das Bataillon Holzwürmer, das offenbar schon seit Jahren tätig an meinem Dachfirst nagte, während ich im Garten immer noch treuherzig die Radieschen goss. Einzig das stille Örtchen war vom Einsturz verschont geblieben, - es lag außerhalb des Hauses, - so dass ich mich jetzt, wenn mir vom Entsorgen alles zu viel wird, für eine Weile dorthin zurückziehen kann. 

Manchmal sitze ich stundenlang in dem alten Kasten, einfach nur um gerade aus zu starren. Den Nachbarn, die sich bei mir mittlerweile über gar nichts mehr wundern, habe ich erzählt, ich hätte Verstopfung. Oder Durchfall. Oder beides gleichzeitig, was ja auch stimmt, bei dem was ich zur Zeit am Hals habe. Dann lassen sie mich in Frieden und stellen vor allem keine unnötigen Fragen. Ist ja eh alles schon peinlich genug.


Mittlerweile habe ich die Hälfte "meines" Fasses auch schon entsorgt. 

Habe im Wochenanzeiger unter der Rubrik ' wie beseitige ich liegengebliebene Altlasten aus der Vergangenheit' gestöbert und bin leidlich fündig geworden: Gesprächs -, Kunst - und Gestalttherapie hat man mir empfohlen, für die langsame Variante. Für bedenklichere Fragmente und den schnelleren Weg die pharmazeutische Lösung. Aber die habe ich abgelehnt. Habe den langsamen und  schwierigeren Weg gewählt. Ein Weg, der mir zwar immer noch verdammt viel Geduld abverlangt, der mir aber vielleicht garantiert, dass ich das Haus, an dem ich gerade baue, nicht noch einmal in den Sand setze. Dem Holzwurm, der in meinem Oberstübchen genagt hat, bin ich in der Zwischenzeit auch schon Herr geworden und die Frauenleiche, die wohl schon seit Menschengedenken unter meinem Kompost weilt, versuche ich gerade mit archäologischem Geschick in ihren ursprünglichen Zustand zurück zu versetzen. Zumindest habe ich bald alle Einzelteile beisammen...


Natürlich frage ich mich manchmal, ob das alles einen Sinn macht. Ob ich nicht einfach weggehen und alles hinter mir lassen sollte. Irgendeiner wird den Schuppen schon sanieren, mit einer Raupe, die oberirdisch alles platt macht. Ich schmeiße währenddessen ein paar bunte Pillen und lasse es mir gut gehen. In der Südsee oder sonst wo. Das Problem ist nur, das Ding gehört mir und egal an wen ich es verhökere, es wird nicht weniger. 

Dazu kommt, dass ich mir nicht vorstellen kann, jemals wieder ohne schlechtes Gewissen in einen Spiegel schauen zu können (mein eigener lag ebenfalls unter den Trümmern). Aber irgendwann wird es ja vielleicht wieder einen Spiegel geben und in den würde ich dann schon ganz gerne schauen. 

Also mache ich weiter, auch wenn ich mir manchmal vorkomme wie der arme Schneider aus Anatevka, dem Reb Tewje seine Tochter verweigert und der irgendwann genug hat und fragt:

"Ich bin vielleicht nur ein armer Schneider, aber hat nicht auch ein armer Schneider Anrecht auf ein kleines bisschen Glück?"


Klar, sicher doch, - aber solange das Fass Plutonium in Deinem Keller steht....









Ein (Tag)-Traum

An einem Nachmittag im Altweibersommer lag ich im Schatten eines alten Apfelbaumes und döste. Der modrige Geruch heruntergefallener Früchte vermischte sich mit dem tiefen Brummen der Hummeln, die ihre letzte Ernte für dieses Jahr einholten. Einige Zikaden wetzten noch einmal ihre Trommeln und selbst das träge Zwitschern eines Vogels erschien mir plötzlich wie die Ouvertüre eines Orchesters im Halbdunkel eines vollbesetzten Theaters. Genussvoll schloss ich meine Augen und schmiegte mich in das weiche Polster der Gräser.
Da! Schon erschien der Dirigent - gespannt wie eine Amsel, im Frack und mit glänzender Pomade, dessen schlanke Finger sich lässig um den Taktstock schmiegten. Vor ihm die erste Geige, daneben die Oboe. Rechts davon das Saxophon, in wiegendem pianissimo, das lächelnd über das Piano weg, mit einem der Cellisten flirtete.
Ein vielversprechenden Stück, sinnierte ich weiter, während mein Blick nach innen durch den weitverzweigten Zuschauerraum streifte. Täuschte ich mich oder waren dort nicht meine Tanten, walkürengleich ganz hinten im Parkett? Im dunklen Mittelgang bot die Schneekönigin offenbar schon jetzt ihr Eis feil, obwohl das Stück noch gar nicht begonnen hatte! Schwester Rotkäppchen tuschelte im Sperrsitz mit Väterchen Wolf, als wären sie die allerbesten Freunde und Blaubart schäkerte in seiner Loge so heftig mit Frau Holle, dass die Federn flogen.   

Verwundert betrachtete ich den bunt gemischten Haufen, um mir Klarheit zu verschaffen.

Schauspieler und Statisten verteilten sich nun auf den Plätzen des Publikums, während Zuschauer, Platzanweiser und der Pausenclown oben auf der Bühne standen. Die Szenerie war verrückt, die Dialoge wirr und die Bewegungen so traumverloren, dass es mir immer schwerer fiel zu sagen, wer welche Rolle inne hatte und vor allem: Was denn hier eigentlich gespielt wurde!? 
 

Rübezahl, vom Witz des Textes so ergriffen, schleuderte lauthals lachend seinen Hut auf die Bühne, die der Portier sich dankbar überstülpte. Er war des Wartens müde. Und ein kleines Mädchen, bis eben noch fröhlich tanzend, steckte plötzlich in einem Vogelkostüm und pickte voller Demut alle Körner, die das Schicksal gnädig für es ausgestreut hatte. Das Publikum applaudierte unvermittelt johlend in den Sitzen und pfiff so laut, dass von Musikern und Sängern kaum noch etwas zu hören war.

Die erste Geige hatte jetzt genug von dem Theater,- sie war aus dem Takt gekommen - und verschwand mit dem Dirigenten durch den Souffleuse Kasten. Dem Dirigenten war das recht, - er war Kriegsveteran und hatte wohl seine eigenen Probleme. Oboe und Piano zog es nun auf einen Kaffee in die Kantine, während das Saxophon weiterhin über das Piano weg, lächelnd mit einem der Cellisten flirtete.   

Verwirrt sah ich mich um, als ein Weiser mich anrempelte, der sich in der Laterna Magica des Lebens wohl ein bisschen verlaufen hatte. Ob ich mit ihm gehen wolle?, fragte er mich, umständlich seine Bücher unter den Arm geklemmt und schon im Weitergehen begriffen. Aber ich solle mich beeilen, denn er sei auf der Durchreise, sonst würde ich den richtigen Zeitpunkt verpassen. Den richtigen Zeitpunkt?, fragte ich, - wofür? und wischte mir verzweifelt Frau Holles Flocken aus der Stirn.

Den richtigen Zeitpunkt um zu leben!, stotterte er und verließ eilends die Bühne, so als würde er vor irgendwas davonlaufen.

Hör nicht auf ihn!, drang es nun von links an mein Ohr, als sich ein Doktor der Psychologie erbot, mir den richtigen Weg zu weisen. Der richtige Zeitpunkt kommt sowieso nie - es sei denn: Man ergreift ihn! Und er vollführte eine Bewegung, als hätte er gerade mit Mantel und Degen eine Wachtel aufgespießt. 

"Was für ein hektisches Treiben!", stöhnte die Putzfrau genervt, die sich wunderte, dass nach Feierabend immer noch so viele Leute zugegen waren, - "so werde ich ja nie fertig!"

Nachdrücklich verscheuchte sie mit ihrem riesigen Wischmopp jeden, der sich noch im Zuschauerraum und auf der Bühne befand, um Kehraus zu machen. Der Inspizient pflichtete ihr bei und löschte nacheinander alle Lichter. 

 

Schauspieler, Zuschauer und Musiker schoben sich gegenseitig in Richtung Garderobe, um den gelungenen Auftritt noch mit dem obligatorischen Gläschen Sekt zu feiern und lautstark zu kommentieren, während das Saxophon, vereint mit dem Cellisten, schon lange in der Maske war.
 

Kopfschüttelnd blieb ich zurück und kramte im Halbdunkel einen Stift hervor, um das Geschehene aufzuschreiben und es vor der Vergänglichkeit zu bewahren. 


Die Nachwelt könnte es sonst bezweifeln...


 



 

Aus Tante Käthes Rezeptbuch

Man nehme: Quitten, um Mitte September geerntet, oder auch etwas später, dann haben sie zwar schon paar braune Stellen, aber dafür doppelt soviel Aroma.
 
Einen (großen) Topf, in dem immer noch bis zum Rand 5 – 10 cm Platz bleibt, sonst kommen die Quitten beim Aufkochen in Bedrängnis und das wollen wir ja nicht.
 
Einen Haarsieb, der eine gute Auflage hat - der anschließend mit Quittenmus gefüllte Sieb strapaziert sonst auf Dauer euren Bizeps.
 
Ein scharfes Messer oder auch ein Hackebeil.

Los geht’s
 
Quittenflaum mit einem Küchentuch gut abreiben und der Quitte noch einmal gut zureden, denn jetzt geht’s ans Eingemachte:
 
Sachgerecht Stiel und Unterteil der Quitte abtrennen und zwar so, dass die Quitte nicht zu lange leidet und beim weiteren Ausweiden immer eine gute Auflagefläche hat. Die Hackerei wird sonst echt zur Plage und wir brauchen unsere Finger ja noch. Auf diese Weise alle Kerngehäuse entfernen. Die Kerne der Quitte enthalten Blausäure und sind daher im Gelee nicht so unbedingt von Vorteil (kommt natürlich immer drauf an, was ihr vorhabt)
 
Das im Kessel gelandete Quittenmaterial eben mit Wasser auffüllen, inklusive Saft zweier ausgepresster Zitronen. Und nun, beim zarten Köcheln und Zerfallen der Einzelteile dabei zusehen wie die Quitte ihre Seele aushaucht und uns ihre Aromen zur Konservierung überantwortet.
 
Schöpflöffelweise das Mus in den Haarsieb befördern und durchpassieren, vorzugsweise in einen anderen Topf, den man schlauerweise schon darunter gestellt hat. Das Mus geduldig durchpassieren und hier und da ein Schluck Wasser dazu. Man passiert sonst bis in alle Ewigkeit. Übriggebliebenen Trester entfernen (auf Deutsch: Das im Sieb verbliebene Mus, das partout nicht weiterwill) und neues Mus einfüllen etc. etc. bis sich die komplette Leiblichkeit der Quitte in Saft verwandelt hat.
 
Die Flüssigkeit jetzt noch ein letztes Mal aufkochen und mit der entsprechenden Menge Gelierzucker (3:1) einige Minuten veredeln. Gelierprobe nicht vergessen!
 
Der Duft der Unschuld in (ausgekochten) Gläsern - Delicieux!





Ein Manual



Der Homo Consumicus als Endprodukt der Global Players

und Ausdruck einer Zeiterscheinung des 20. und 21. Jahrhunderts.

Das Geniale an dieser menschenähnlichen Maschine ist ihr eingebauter Kühlmechanismus,

der beim fortlaufenden, sinnlosen Konsumieren das Überhitzen verhindert.

Ein einwandfreies Funktionieren der Einzelteile über Jahrzehnte scheint damit sichergestellt,

 auch wenn einige Sollbruchstellen  - aus Rentabilitätsgründen - ihre Lebensdauer verkürzen

oder sie über kurz oder lang ihre Lebensgrundlage selbst wegkonsumiert haben dürfte. 


Der eindeutige Beweis jedoch, für die flüchtige Existenz dieser effektiven Spezies auf unserem Planeten

werden aus wissenschaftlicher Sicht die Artefakte ihres Konsums sein:

Plastik, Müll, Radioaktivität, Umweltzerstörung, Artensterben und so weiter...


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